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Wissenswertes / Geschichte

Rheinmünster

Rheinmünster ist ein Kind der Gemeindereform. Am 1. Oktober 1974 schlossen sich die ehemals selbständigen Gemeinden Greffern, Schwarzach mit Hildmannsfeld und Stollhofen des früheren Landkreises Bühl sowie Söllingen aus dem Landkreis Rastatt zu dieser neuen Gemeinde zusammen. Es wäre vermessen zu behaupten, dass dieser Zusammenschluss ganz auf freiwilliger Basis erfolgt ist. Die Geburtswehen waren lang und heftig, allzu groß war nämlich „der Druck von Oben“, unter dessen Maximen die Eingliederungsverhandlungen geführt und schließlich aber doch zu einem gemeinsamen Ergebnis, nämlich der neuen Gemeinde Rheinmünster, führten.

Der Name „Rheinmünster“, den sich unsere Gemeinde gegeben hat, ist Programm. Da ist zum einen der Rhein, der über 12 km eine gemeinsame Gemarkungsgrenze bildet, und der die Menschen entlang seines Stromes mit geprägt hat, ihnen Brot und Arbeit, aber auch Sorgen und Elend gebracht hat. Zum anderen ist da das Schwarzacher Münster, zusammen mit einigen wenigen Wirtschaftsgebäuden und dem Klostertor verblieben, aus der einst diesen Raum prägenden und beherrschenden Benediktinerabtei, die im Jahre 1803 der Säkularisation zum Opfer fiel.

Es lag also nahe, dass Rhein und Münster Pate für die Namensgebung standen. Dass der Rhein zwar eine Gemarkungsgrenze, aber keine Beziehungsgrenze darstellt, bezeugen die freundschaftlichen Verbindungen zum Partnerschaftsverband Sère et Garonne in Südwestfrankreich. 1993 reaktiviert, basiert die Partnerschaft auf Kontakten der damaligen Gemeinde Stollhofen zur Gemeinde Castelmayran seit dem Jahre 1956.

Der „Place de Saint Nicolas de la Grave“ in Schwarzach und der „Place de Castelmayran“ in Stollhofen sind Ausdruck des europäischen Gedankens und einer lebendigen und ehrlichen Freundschaft zum Nachbarn Frankreich.

Das „Reformkind“ Rheinmünster hat alle Voraussetzungen gut zu gedeihen, zu einer stattlichen Größe heranzuwachsen und im mittelbadischen Raum zu einem beachtlichen Gemeinwesen zu werden.

 

Greffern

Die Geschichte von Greffern ist seit alters her eng mit dem Rhein verbunden, der nicht nur Arbeit und Brot, sondern auch Not und Elend brachte.

Das 1284 erstmals bezeugte „Greffere“ ist vermutlich hochmittelalterlichen Ursprungs; seine Entstehung dürfte auf eine hier bestehende Fährverbindung zurückzuführen sein, die das Kloster Schwarzach mit seinen umfangreichen Besitztümern links des Rheines verbunden hat. Reiche Funde aus der Bronze- und Römerzeit im Rhein und den Kiesgruben stehen in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Ortsgeschichte, wohl aber mit der Schifffahrtsgeschichte am Rhein. Dürften doch die meisten der Funde von Rheinschiffen verloren worden sein. Am imposantesten sind sicherlich die menhirartigen Sandsteinsäulen und eine Alnuntarplatte als Teile eines römischen Grabaltares, der beim Kindergarten Greffern rekonstruiert wurden.

Das Grefferner Wappen deutet mit dem „Staken“ auf die Fischerei und mit dem Ruder auf die Schiffahrt, während Rosen wohl auf die Seerosen verweisen und der ursprüngliche Wappenhintergrund auf die einst blühende Goldwäscherei.

Der Wildstrom brachte dem Ort viel Ungemach, so dass Greffern vom 15. bis 17. Jahrhundert viermal andeinwärts verlegt werden musste.

Eine drohende nochmalige Verlegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte Tulla abwenden. Vor der Rheinkorrektion ergossen sich manchmal die Fluten „in der Höhe eines aufrecht stehenden Mannes durch die Fenster in die Häuser.“

Neben der Goldwäscherei, die eine wichtige Verdienstquelle bildete, war die Fischerei ein bedeutsamer Erwerbszweig. Der Rhein und die vielen „Gießen und Lachen“ luden zum Fischfang ein, so dass bereits im 15. Jahrhundert eine Fischerzunft bestand. Nicht minder traditionsreich ist die Schifffahrt.

Schon 1331 sind entsprechende Rechte im „Stadt Straßburg Gerechtigkeitsbuch“ bestätigt, da wird auch späterhin reger Verkehr in der Personen- und Frachtgutbeförderung beurkundet. Auch heute noch wird in Greffern die Schifffahrt ausgeübt wie der Schiffermast ausweist.

Von besonderer Wichtigkeit war schon immer der Zoll zu Greffern auf der Reichsstraße und „uff dem Rhein“. Seit frühen Zeiten versahen die Grefferner den Fährdienst zwischen ihrem Ort und dem linksrheinischen Drusenheim. Während 1875 eine Schiffsbrücke errichtet wurde, versieht seit 1977 die Motorfähre „Drusus“ den kostenlosen Fahrdienst. Die Grefferner Kapelle zu den Heiligen Johannes und Paulus war früher ein gern besuchter Wallfahrtsort. Nach dem Kirchenbau 1755 wurde das jetzige Gotteshaus 1887 errichtet. Die 1966 selbständig gewordene Pfarrei gehörte zu Schwarzach.

Besonderen Aufschwung brachte die Industrie. Im Jahre 1965 ließ sich das weltbekannte Unternehmen Dow Chemical Company auf einer Fläche von 75 ha hier nieder.

Etliche Schiffer üben noch ihren Beruf auf den Rheinschiffen verschiedener Nationalität aus und finden hier Arbeit und Brot.

 

Schwarzach

In seiner Entwicklung ist Schwarzach eng mit der hier bis 1803 bestehenden Benediktinerabtei verknüpft, so wurde auch das klösterliche Wappen mit Schlüssel und Schwert zum Gemeindesiegel.

Das Reichskloster erscheint erstmals 817 in einer Urkundenabschrift als „Suarizaha“. 994 wurde dem Kloster das Marktrecht verliehen. In der Klosterkirche brachen mehrfach Brände aus. Nach einem Großbrand 1299 musste die Kirche neu aufgebaut werden. 1302 wird das neue Gotteshaus feierlich eingeweiht. Seit nunmehr 700 Jahren wird diese „Kirchweih“ alljährlich am dritten Dienstag im Oktober mit der Schwarzacher Kirwe gefeiert.

Ursprünglich gehörte Schwarzach kirchlich zur Mutterpfarrei Scherzheim bzw. Stollhofen. Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts entsteht eine eigene Pfarrei zu der die Dörfer Hildmannsfeld, Greffern und Moos sowie der Weiler Kinzhurst und später noch Leiberstung gehören. Nachdem in Lichtenau der Graf von Hanau die Reformation eingeführt hatte, fiel Mitte des 16. Jahrhunderts auch Ulm in kirchliche Betreuung an Schwarzach. Pfarrkirche war zunächst die St. Michaelskirche und nach deren Abriss 1807 die Abteikirche.

Verwaltungs- und gerichtsmäßig bestand hier der sogenannte innere oder Schwarzacher Stab mit dem Schultheißenamt. Später residierte in Schwarzach der Amtmann. Nach Aufhebung des Klosters trat anstelle des klösterlichen, das badische Amt Schwarzach, das 1809 endgültig aufgelöst wurde. Im Bauernkrieg hatte der Ort wie auch das Kloster unter dem von umliegenden Dörfern kommenden „Schwarzacher Haufen“ sehr zu leiden. Im 30jährigen Krieg wurde Schwarzach wie die anderen Orte völlig ausgeplündert und ruiniert. Im Ort selbst überlebten von insgesamt 110 Bürgern nur 30. Als nach dem Krieg alles „verwahrlost“ war, wurde das zeitweise leer gestandene Kloster mit den Reliquien der hl. Rufina beschenkt, deren Ehrentag alljährlich stets festlich begangen wird.

Im Holländischen Krieg wurde Schwarzach mehrmals verheert: „Die Kaiserlichen haben schrecklich gehaust, teilweise ärger als es im Schwedenkrieg herging“. – Die unmittelbare Nähe zur „Bühl-Stollhofener Linie“ – einem militärischen Verteidigungswerk zum Schutze der Markgrafschaft Baden – zog Schwarzach ebenfalls in Mitleidenschaft.

In der Zeit zwischen 1761 und 1790 wurde die barocke Klosteranlage errichtet und die Kirche selbst unglücklichen Barockisierungsversuchen unterzogen. Aus einer Beschreibung von 1802 geht hervor, dass in dem um den Klostervorhof errichteten Gebäuden ehemals die Kanzel, Gästezimmer, Apotheke mit Laboratorium, Gesindestube mit Küche, die Mühle, große Speicher und Scheunen, Wohnungen für Knechte und Mägde mit Rindviehställen, Pförtnerwohnungen, Feuerwehrremisen, Schreiner und Küfereien sowie die Wohnungen für die Kutscher und auch Pferdeställe untergebracht waren.

Als in den Jahren 1967/69 eine dringend notwendige Kirchenrestaurierung durchgeführt wurde, um das Münster als Kleinod mittelalterlicher Säulenbaukunst (letzte Schöpfung der Hirsauer Bauschule) vor dem Verfall zu retten, hat man gleichzeitig die Gelegenheit genutzt, alle barocken Veränderungen rückgängig zu machen und die Abteikirche auf ihren ursprünglichen baulichen Stand zurückzuführen. Immerhin vereinigt sie noch heute vier Baustile; die vorherrschende Romantik, die Gotik mit ihren spitzbogigen Schallfenstern im Turm und den spitzbogigen Arkaden in der Vierung, die Renaissance mit dem kunstvollen holzgeschnittenen Chorgestühl und den Barockstil mit der Barockorgel und dem monumentalen Barockaltar.

Neben dem imposanten Klostermünster – in dem in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Rastatt seit Jahren die bekannten Münsterkonzerte stattfinden – sind von der ehemaligen barocken Klosteranlage nach Abbruch vieler Bauten nur einige Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude mit dem prächtigen Klostertor erhalten geblieben. Mit dem Abbruch des beherrschenden Hauptbaus für Abt und Konvent im 19. Jahrhundert wurde der Gesamtanlage der wesentlichste Teil genommen. Dennoch versprüht der Klosterhof noch heute den Charme einer romantischen Klosteranlage.

Letzter nicht nur in Fragmenten erhaltener Teil der mittelalterlichen Bebauung der Abtei ist das 1521/22 erbaute Beinhaus, das ursprünglich Teil des alten Dorffriedhofes war und in dem heute die Originalfiguren des Klosterportals ausgestellt werden.

Trotz aller Rückschläge durch Kriege und Mißernten zeugen noch heute die imposanten Fachwerkbauten von gewissem Wohlstand der Schwarzacher Bevölkerung, der vor allem vom Anbau des Hanfes stammte. Ein Hanfbrechhaus stand am westlichen Ortsausgang von Schwarzach. Nachdem der Hanfanbau nach dem Aufkommen von Sisal und Drahtseilen nicht mehr rentabel war, zwang die wirtschaftliche Not des 18. Jahrhunderts große Teile der Bevölkerung zur Auswanderung nach Amerika.

1859 hatte der damalige Pfarrverweser der Pfarrei Schwarzach und spätere Abgeordnete der zweiten Kammer des Badischen Parlamentes Franz Xaver Lender im ehemaligen klösterlichen Amtskellereigebäude eine private Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder gegründet. Nach dem Tod Lenders wurde die Anstalt 1913 zunächst in den Verein Franziskusheim Schwarzach e.V. und 1925 in ein reines Mädchenheim umgewandelt und durch Anbauten wesentlich erweitert. Das Franziskusheim besteht heute aus einer Schule für Erziehungshilfe und einer Sonderberufsschule mit Ausbildungsmöglichkeit in Pferde- und Hauswirtschaft.

Auf dem Gelände des ehemaligen Gemüsegartens des Klosters entstand 1956 die neue Volksschule Schwarzach mit landwirtschaftlicher Berufsschule für Knaben und Mädchen und separat stehender Turnhalle. Das Schulgebäude besaß sechs Schulsäle, von denen damals vier erstmals nicht mit Bänken sondern mit Tischen ausgestattet worden waren. Lehrerzimmer, Schulbibliothek, Konferenzzimmer und ein Zimmer für Schuluntersuchungen ergänzten den Bau. Das neue Gebäude wurde damals als revolutionärer Schulbau und richtungsweisende Einrichtung gefeiert.

Nach der Gemeindereform wurde diese Schule zur „Realschule Rheinmünster“. Durch Neu- und Erweiterungsbauten zuletzt 2000 wurde die Realschule immer wieder den neuesten pädagogischen Anforderungen angepasst. Die auf dem gleichen Areal untergebrachte Grundschule Schwarzach erfuhr 2003 eine umfassende Sanierung.

Nach der Gemeindereform 1974 wurde die Zusammenfassung der in den Ortsteilen dezentral untergebrachten Verwaltungseinheiten in einem Rathaus – untergebracht im ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters Schwarzach – vollzogen. Das zentrale Rathaus der Gemeinde Rheinmünster konnte im Oktober 1980 bezogen werden.

 

Hildmannsfeld

Hildmannsfeld, das urkundlich 1314 erstmals als „Hildeboldsfelde“ erscheint, leitet sich wohl von einem Personennamen ab und dürfte eine Ausbausiedlung der frühen Klosterzeit sein. Der Ort bildete wohl deshalb schon früh kirchlich und politisch ein Gemeinwesen mit Schwarzach. Trennungsbestrebungen unterband Abt Martin von Schwarzach 1565 mit den Worten, dass „die von Hildmannsfeld, wie von Alters her, in der Burgerschaft Schwarzach sein und bleiben sollen“. Mitte des 18. Jahrhunderts begannen Streitigkeiten um die Trennung der Gemarkungen. Man legte fest, dass der Schwarzacher Mühlbach fortan die Grenzen beider Gemarkungen sein solle. 1811 wurde Hildmannsfeld einem Stabhalter unterstellt, der später zum Bürgermeister aufrückte. 1938 erfolgte die Vereinigung mit Schwarzach. Ungedeutet ist das Gemeindewappen mit dem „Sternzeichen des Stieres“, einem der Ziffer 8 ähnlichem Zeichen. Die mehrmals abgebrannte Kapelle wurde letztmals 1732 neu erbaut und unter das Pastorat des hl. Wolfgang gestellt.

 

Söllingen

Söllingen ist aus ursprünglich drei separaten Ortsteilen – Söllingen, Schwarzwasser und Kesseldorf – zusammengewachsen, die noch im 19. Jahrhundert von einander zu unterscheiden waren. Obwohl der Siedlungsteil am Rheinhochufer im Südosten urkundlich erst 1291 als „Selingen“ auftaucht, kann man auf Grund der auf Söllinger Gemarkung entdeckten Grabhügel davon ausgehen, dass eine erste Besiedlung wesentlich früher stattfand. Als man 1881 die Grabstätte einer fürstlichen Frau öffnete, fand man Bestattungsbeigaben aus Bronze, Bernstein und Gold, die man in die Hallstattzeit (etwa 6. Jahrhundert v Chr.) datiert. Die Lage von Söllingen in einem alten Rheinbogen und direkt am Rande der Überschwemmungszone bedingte entsprechende Auswirkungen. Der Rhein brachte viel mehr Schaden durch Hochwasser und Überschwemmungen als Vorteile, wie etwa durch die Schifffahrt. Erst die Rheinkorrektur wandelte das Landschaftsbild und auch die Besitzverhältnisse am und über dem Rhein. Beträchtliche Veränderungen brachte im 20. Jahrhundert der Rheinausbau mit der Staustufe Iffezheim.

Söllingen gehörte im 13. Jahrhundert zusammen mit der Stadt Stollhofen und dem Dorf Hügelsheim, dem Ritter Eberlin von Windeck. Dieser verkaufte seinen Besitz 1309 an den Markgrafen Rudolf von Baden. Bis zum Jahre 1790 gehörte das Söllingen politisch zum badischen Amt Stollhofen, dann wurde es dem Amt Rastatt zugeordnet.

Im 13. und 14. Jahrhundert taucht in den Urkunden öfters ein ebersteinisch-badisches Niederadelsgeschlecht auf, das sich von Sellingen nannte. Diese adlige Familie „von Söllingen“, ein Zweig deren von „Stadelhoven“ hatte aber bereits Mitte des 14. Jahrhunderts ihr Besitztum veräußert und war nach Straßburg verzogen.

Das Kloster Schwarzach konnte einige überlieferte Rechte als „Bannwaldgenosse“ für sich in Anspruch nehmen. Neben diesen Waldrechten, waren die badischen Untertanen von Söllingen dem Kloster verpflichtet verschiedene Abgaben zu leisten.

Seit dem frühen 14. Jahrhundert besaß der Markgraf von Baden eine reichslehnbare Zollstätte am Rhein, an deren Einnahmen mehrere Adelsgeschlechter beteiligt waren. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts war die Zollstation Hügelsheim eine von den Gemeinden Söllingen und Hügelsheim gemeinsam zu unterhaltende Einrichtung der Markgrafschaft. Im „Reichdeputationshauptschluss“ 1803 wurden die Rheinzölle aufgehoben, was auch das endgültige Ende der Zollstation Söllingen/ Hügelsheim bedeutete.

Älteste kirchliche Aufzeichnungen über eine eigene Kapelle und Kaplanei des hl. Mauritius, dessen Attribute Palmzweig und Schwert im Gemeindewappen sind, setzen mit dem 14. Jahrhundert ein. Eine enge Bindung zur Mutterpfarrei Stollhofen bestand aber weiterhin. Die älteste Kapelle, an die ein Inschriftstein erinnert, stand wohl in der heutigen Rheinstrasse. Nach 1660 erfolgte der Neubau einer Chorturmkirche am heutigen Kirchplatz.

1805 konnte dank der Hilfe „Kurfürstlicher Durchlaucht“ eine eigenständige Pfarrei errichtet werden. Schließlich erfolgte 1842 die Grundsteinlegung für die von Johann Ludwig Weinbrenner entworfene heutige Kirche.

Hatten die Wirren des 30jährigen Krieges schon große Verheerungen gebracht, so begann mit dem Holländischen Krieg (1672-1678) eine Zeit schrecklicher Nöte und Ängste. Soldaten verwüsteten den Ort fast völlig. Unmittelbar in das Spannungsfeld von militärischen Auseinandersetzungen kam Söllingen, als man 1687 auf einer gegenüberliegenden Rheininsel mit dem Bau der Festung Fort Louis begann.

Auf badischem Territorium, auf dem zur Söllinger Gemarkung gehörenden Barage- Grund wurde zum Schutz von Fort Louis ein Brückenkopf, das Außenfort Marquisat, errichtet, dessen Schanzwerk aber entsprechend dem Vertrag von Rijswijk 1697 wieder abgerissen werden musste.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) ging Söllingen Ende August 1689 in Flammen auf. Das Land am Oberrhein wurde unter den französischen Marschällen Mèlac und Choiseul planmäßig zerstört und verbrannt. Das französische Heer brandschatzte dabei so sehr, dass sich die Einwohner auf den Rheininseln versteckten.

Sowohl im Spanischen als auch im Polnischen Erbfolgekrieg hatte Söllingen wegen seiner Lage am Rhein und gegenüber von Fort Louis viel zu leiden. Als nördlichstes Bauwerk der Bühl-Stollhofener- Linie wurde in Söllingen als Gegenfestung zu Frankreich eine Schanze, das Contre Escarpe errichtet.

Zu Beginn der 1790er Jahre wurde der Ort erneut Aufmarschgebiet. Von hier aus erfolgte 1793 ein wesentlicher Teil des kanonadenreichen Sturmes auf Fort Louis. Noch einmal spielte Söllingen 1814 eine wichtige Rolle, als die verbündeten Truppen hier über den Rhein gingen; noch heute erinnert die „Russenstraße“ an dieses Ereignis.

Besonders zu erwähnen ist der in Söllingen und im Nachbarort Stollhofen beheimatete Spargelanbau.

Bereits 1885 hat Michael Schmidt aus Handschuhsheim die ersten Spargelpflanzen nach Söllingen gebracht und damit den Grundstock für die hiesigen Anbaugebiete des edlen Gemüses gelegt.

Strukturelle Veränderungen brachte 1952 der Bau des NATO-Flugplatzes mit sich. Von 1953 bis 1993 waren auf dem ursprünglich für französische Streitkräfte erbauten Militärstützpunkt kanadische Soldaten der Royal Canadian Air Force stationiert. Ein in der Nähe der Rheingoldhalle aufgestellter Starfighter erinnert an den Friedensauftrag der Militäreinheiten, die nach Beendung des „Kalten Krieges“ abzogen und als gute Freunde die Gemeinde verließen.

 

Stollhofen

In einer Urkunde von 1154 wird der Ort „Stadelhoven mit Basilica und Herrenhof erwähnt. Im Jahr 1212 verzichtete Heinrich von Stadelhofen, zu Gunsten der Abtei Schwarzach und dem Ritter von Windeck, auf sein Erblehen und zog sich auf seine Güter nach Söllingen zurück. Ab diesem Zeitpunkt war der Ort dem Ritter von Windeck zugehörig. Der Herrenhof blieb in Besitz des Klosters Schwarzach. Ebenso konnte das Kloster seine Rechte im Bannwald anteilig wahren.

Die im Jahr 994 errichtete Münzstätte von Vallator – auf dem heutigen Dow- Gelände – konnte das Kloster ab 1275 in den „Freihof“, ehemals Herrenhof zu Stollhofen, übertragen. Noch vor 1300 wurde neben dem älteren Kirchhof die „Neue Stadt“ gegründet. Auf einer benachbarten ovalen Bachinsel, im Schutze der schon 1292 genannten Burg, wurde eine Siedlungsfläche von ca. 5 Ha befestigt. Der Platz reichte für 60 Hofstätten mit etwa 500 Seelen. Die Burg von Stollhofen diente über Jahrhunderte als Sitz der Amtsverwaltung. 1302 wurde der Ort zum ersten Mal als „Stadt“ erwähnt.

Im Jahre 1309 verkaufte Eberlin von Windeck seine „Vogtei Stollhofen“ mit der Stadt und den beiden Dörfern Söllingen und Hügelsheim an den Markgrafen Rudolf von Baden. Ab 1389 wurde diese Vogtei durch die Zuordnung von weiteren zehn Dörfern aufgewertet; das badische Amt Stollhofen entstand. 1490/93 verkaufte die Abtei Schwarzach weitere Rechte im Bannwald an den Markgrafen von Baden.

1594 wurde in Stollhofen eine badische Garnison eingerichtet. Sie bestand in Friedenszeit aus 50 Soldaten. Um 1625 hatte die Stadt rund 1000 Einwohner und somit ihren höchsten Entwicklungsstand erreicht. Neben der wehrhaften Pfarr- und Mutterkirche St. Cyriak in der Vorstadt, konnten die Bürger schon früh, eine zweite, dem Hl. Erhard geweihte Kirche innerhalb der Stadt errichten. Zwei Mahlmühlen, ein halbes Dutzend Hanfmühlen, zwei Gerbermühlen, eine Schleifmühle, mehrere Handwerkerzünfte, ein Anlegeplatz am Rhein, bezeugten eine rege Bürgerschaft. Die Schule in der Vorstadt war auch für die Kinder aus den Dörfern Söllingen und Hügelsheim zuständig. Vier Jahrmärkte und ein Wochenmarkt versorgten die Bevölkerung und die Garnison mit den nötigen Waren.

Die schrecklichen Kriege im 17. Jahrhundert sollten die weitere Entwicklung der badischen Amtsstadt in negativer Weise beeinflussen. Als Festung spielte die Stadt eine wichtige Rolle, obwohl sie mehrmals erobert und ruiniert wurde. Einen Höhepunkt kriegerischer Tätigkeiten, erlebte die Festung als Haupt- und Eckpunkt im Rahmen der Kämpfe um die Stollhofener Linie im Spanischen Erbfolgekrieg. 1707 fielen auf Befehl der französischen Truppen die letzten Befestigungen. Von Schloß, Kirchen und Stadtmauern blieben kaum noch Reste übrig. Nur mit Mühe gelang es der dezimierten und verarmten Einwohnerschaft 1769 wieder eine dem Ort angemessene Kirche zu erbauen. Als man 1790 eine Verwaltungsreform durchführte, wurde das alte badische Amt Stollhofen aufgelöst und die Stadtrechte vergessen.

Um 1835 hatte das Dorf erneut die 1.000- er Einwohnergrenze erreicht. Die bereits 1873 wieder aufgelöste jüdische Gemeinde erbaute nach 1828 eine Synagoge in der Herrenstraße. Gewissen Wohlstand brachte auch die Thurn- und Taxis Poststation in den Ort. Durch eine Auswanderungswelle (ab 1835) nach Amerika verlor der Ort innerhalb von 20 Jahren 338 Einwohner. Erst um 1900 zählte man wieder knapp über 1.000 Einwohner.

Sehenswert ist die im Jahre 1769 erbaute Barockkirche. Erbauer war Franz Ignaz Krohmer, badischer Hofbaumeister und Schüler von Balthasar Neumann. Diese Kirche trägt auf dem Zwiebelturm ein Patriarchenkreuz (Doppelkreuz) als Zeichen der 1632 zerstörten Mutterkirche St. Cyriak. Die barocke Innenausstattung der Kirche besticht schon beim Eintritt durch ihre feierliche Harmonie. Sehr aussagekräftig sind die vom Kirchenmaler Wagenbrenner im Jahre 1923 angebrachten Deckenbilder. Kaum noch lesbar ist die alte Grabplatte von 1348, die vor der Friedhofskapelle liegt.

Das Wappen von Stollhofen zeigt neben dem badischen Teil einen silbernen Schlüssel auf blauem Feld. Schon an einer Gerichtsurkunde von 1345 ist dieses Siegel verwendet worden. Der Schlüssel symbolisiert den Begriff „Recht“ und stellt zugleich auch die Verbindung zum Hl. Petrus her, als einen der Patrone (Peter und Paul) dem das Klostermünster Schwarzach geweiht ist und mit dem Stollhofen über Jahrhunderte verbunden war. Das Gerichtswesen zu Stollhofen wurde ursprünglich von der Abtei Schwarzach unter Vorsitz des Abtes wahrgenommen, wobei alle zu den meist am Dienstag stattfindenden Sitzungen auf dem Gerichtsplatz „unter den Tannen“ zu erscheinen hatten. Mit dem Verkauf von Stollhofen kam auch das Gericht in badische Verwaltung. 1345 hielt der Markgraf von Baden persönlich einen Gerichtstag unter den „Rathauslauben seiner Stadt Stollhofen“ ab. Der ehemalige Platz der Vollstreckung lag außerhalb der Stadt an der Straße nach Lichtenau; das Gebiet heißt heute noch „Galgenbosch“.

Mehrfach spielten sich kriegerische Auseinandersetzungen in und um das befestigte Stollhofen ab. War es schon im Bauernkrieg betroffen, so spielte es im 30-jährigen Krieg eine wichtige Rolle, als es mehrmals erobert und ruiniert wurde. Einen Höhepunkt kriegerischer Tätigkeit erlebte die Festung als Haupt- und Eckpunkt im Rahmen der Kämpfe um die „Bühl-Stollhofener-Linie“ im Spanischen Erbfolgekrieg. Schließlich wurde es 1707 eingenommen und die Festungswerke geschleift, wobei heute nur noch die enge Bauweise oder Straßennamen an die große Zeit Stollhofens erinnern. Die über 500 Jahre alten Stadtrechte hatte Stollhofen mit der Auflösung des Amtes Stollhofen 1790 verloren.

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